- Alles, das gegen die Natur geht, hat auf Dauer keinen Bestand. -
Um den Hund mit seinen Bedürfnissen in seiner Spezies zu verstehen, sollte man sich zu aller erst an der Natur der Hunde orientieren und die Frage klären:
Was bedeutet eigentlich artgerecht beim Hund?
Nur dann ist die Basis gelegt, um auf dessen Grundlage dem Hund im Zusammenleben mit dem Menschen ein stressfreies und glückliches Leben zu ermöglichen, denn der Hund ist auf das Wissen und die Fähigkeiten seines Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis lebenslang angewiesen. Das setzt voraus, sich von menschlichen Denkmustern zu lösen und in die Natur der Hunde einzutauchen. Hunde sind Raubtiere, die in einer Hierarchie leben, ein Territorium kontrollieren, Aggression, Hetz- und Jagdtrieb haben und Fleisch fressen. Auch wenn der heutige Haushund ein teilweise zurückgebildetes Gehirn hat und sich im Laufe der Zeit dem Leben mit dem Menschen ein Stück weit angepasst hat, ist die Anlage unabhängig von Rasse und Größe immer noch die eines Raubtieres mit Ursprung vom Wolf. Das möchte so mancher Mensch, der seinen kuscheligen, süßen Freund vertrauensvoll auf dem Sofa in die Augen schaut, nicht immer wahr haben und sucht dann lieber nach Bestätigung des eigenen Wunschdenkens im Internet und bei vermeintlichen Kennern. Dort werden nicht selten menschliche Emotionen wie Liebe, Mitgefühl, Kummer, Wut, Schuldgefühl und so manch anderes auch dem treuen Begleiter zugesprochen, der dadurch fast der besserer Mensch zu sein scheint. Solange es zu keinerlei Problemen kommt und der Hund keine klassischen Stresszeichen zeigt, entspannt und glücklich ist, kann man seinen Hund sehen wie man möchte. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, ist es Zeit und Anlass, die eigene Realität zu hinterfragen und neu zu beleuchten.
Häufig kann ein in seiner Art falsch verstandener Hund nicht mehr entspannt und ohne Stress sein, da dem Raubtier Hund, der nun in einer Abhängigkeit eines sozialdemokratisch denkenden Menschen steht, gerne angeschafft wurde auf Grund von Fell, Farbe, Optik, als Lückenfüller, Kinder- oder Partnerersatz, Dinge angedichtet bekommt, die er nicht sein und leisten kann und gleichzeitig artspezifische Bedürfnisse unbeachtet bleiben. Und dann muss es zwangsläufig zu Problemen im Zusammenleben und der Verständigung kommen, Leidtragende sind häufig Mensch und Hund zugleich, Schuldiger ist aus Sicht des Menschen in der Regel der Vierbeiner, der einfach schwer erziehbar, dominant, bockig oder auch besonders ängstlich, zart besaitet und hochsensibel ist. Manche Menschen, die mit ihrem Hund nicht zurecht kommen, sei es auf Grund von verschobener/fehlender Hierarchie, dem Fehlen des Hundeführers an Autorität, Wissen, Grenzen, Konsequenz und Klarheit oder zu viel Druck, Unbeherrschtheit und Gewalt, suchen sogar nach Erklärungen in Form von psychischen Krankheiten wie ADHS oder Autismus, die im Zuge des grenzenlosen Internets irgendwann auch gefunden werden, um sich selbst, dem näheren Umfeld, Nachbarn, Freunden und Familie eine Erklärung für das problematische Verhalten des eigenen Hundes liefern zu können und sich selbst völlig isoliert vom Problem zu stellen. Irgendjemanden gibt es immer, der einem bestätigt, was man hören möchte. Wann auch immer Problemverhalten und dauerhafter Stress auftritt, es ist die Verantwortung von uns Menschen den Hund in seiner Art (artgerecht, nicht zu verwechseln mit wunschgerecht) richtig zu verstehen und einen angemessenen Umgang zu finden. Dabei ist es immer auch eine Herausforderung auf sich selbst zu schauen und doch jedes Mal eine neue Chance, zu wachsen. Der Hund ist dabei das ehrlichste Spiegelbild seines Menschen.
Kein Hund, der mit seinem Menschen lebt, sollte mit seinen Problemen allein gelassen werden und damit leben müssen. Hunde tun aus ihrer Sicht immer das Richtige und es war der Mensch, der entschieden hat, den Hund anzuschaffen und mit ihm zu leben und nicht anders herum. Somit liegt es allein in der Verantwortung des Menschen selber zu lernen, ein gutes Führungspersonal für ein kuscheliges, weiches, häufig putziges, triebgesteuertes Raubtier zu werden und sich, wenn nötig, dafür fachgerechte Unterstützung und Hilfe zu holen. Hunde brauchen Führung, da Führung in ihrer Struktur natürlich ist. Führung einer souveränen Leitung, die sich weder wie ein ängstliches Fluchttier, noch wie ein unberechenbarer Schläger verhält, vermittelt Sicherheit und Schutz, stärkt Vertrauen, Ruhe und Verlässlichkeit. Dazu gehört auch, hündische Kommunikation richtig zu verstehen. Hunde haben weit aus stärker ausgeprägte Sinne und ein feineres Gespür als der sich immer weiter von seiner Natur entfernende Mensch, weshalb ein gutes Fundament an Wissen über die wirkliche Natur der Art Hund und passende Fähigkeiten unumgänglich sind, um dem sinnesscharfen Vierbeiner eine gute, menschliche Leitung zu sein, der er sich vertrauensvoll anschließend kann. #artgerecht #gesundeBeziehung #MenschHundTeam
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